Die Vereinigten Staaten suchten nach dem Friedensschluß 1918/19 für ihre während des Krieges enorm gesteigerten Produktionskapazitäten neue Märkte zum Export von Waren und Kapital. Die Umstellung auf die Friedenswirtschaft leitete 1920 eine verheerende Depression in den USA ein (die Arbeitslosigkeit stieg im Durchschnitt des Jahres 1921 auf 11,9%). In den amerikanischen Überlegungen zur Überwindung der Krise kam Europa und vor allem Deutschland eine Schlüsselrolle zu.
Das amerikanische Interesse an Deutschland: Aus einem Schreiben von Unterstaatssekretär Norman Davis an den Secretary of State Charles E. Hughes, l2. 3.1921:
... Durch das hohe industrielle Wachstum Europas vor dem Kriege wurde Deutschland zur Achse, und der Wiederaufbau Europas und seine andauernde Prosperität hängen in erster Linie von Deutschland ab. Wenn Deutschland nicht tätig ist und gedeiht, kann Frankreich dies nicht sein, und die Prosperität der ganzen Welt hängt ab von der Fähigkeit des industriellen Europa, zu produzieren und zu kaufen. Dorthinein kommt das Element des Vertrauens, und Vertrauen wird nicht entstehen, solange Stabilität und Zuversicht nicht da sind. Und bevor nicht Deutschlands Reparationszahlungen konstruktiv auf einer Grundlage geregelt sind, die Zutrauen einflößen wird, werden die für die Wiederherstellung normaler Voraussetzungen notwendigen Kredite nicht erfolgen.Im Originaltext zit. bei: Werner Link, Die amerikanische Stabilisierungspolitik in Deutschland 1921-32, Düsseldorf 1970, S. 56, ins Deutsche übertragen vom Verfasser.
Eine verstärkte wirtschaftliche und politische Kooperation mit den USA war aus deutscher Interessenlage vor allem als Gegengewicht gegen die Repressionspolitik Frankreichs gedacht. Am 8.12.1923 kam es zur Unterzeichnung eines „Freundschafts- ,Handels- und Konsularvertrags" mit den Vereinigten Staaten, die sich im Herbst 1923 zugleich entschlossen hatten, Deutschland durch eine Intervention in der Reparationsfrage vor dem Zusammenbruch zu retten.
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