Prof. Paul de Lagarde war als Gutachter im Prozess bestellt worden. Er erschien allerdings nicht vor dem Gericht in Marburg, sondern gab sein gedrucktes Gutachten vor dem Amtsgericht Göttingen ab und beglaubigte es mit seiner Unterschrift. Es bestritt den ethischen Wert des Talmud in wenig überzeugender Weise.
Lagarde hatte sich zunächst als Orientalist einen Namen gemacht. Wissenschaftlich war die Erarbeitung einer historisch-kritischen Edition der griechischen Übersetzung des Alten Testaments sein größtes Projekt, das jedoch nicht zum Abschluss kam.
Bekannter wurde er aber durch seine zeit- und kulturkritischen Schriften, die einer nationalistischen Antimoderne das Wort redeten und für liberale Anschauungen keinen Platz ließen. Er stand außerdem an der Wiege des modernen Antisemitismus. Es verwundert daher nicht, dass auch die Nationalsozialisten seine Schriften noch für ihre Zwecke instrumentalisieren konnten.
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