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Stadtrundgang: Marburg im Nationalsozialismus
 «  3. Wettergasse 25: Antisemitische Ausschreitungen vor 1938  » 

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3. Wettergasse 25: Antisemitische Ausschreitungen vor 1938

Bild Ausstellungsraum: 1361.jpg
Wettergasse 25 (Foto: Theiß, 2015)

Die Anordnung "Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben" beendete die jüdische Beteiligung am Marburger Wirtschaftsleben endgültig. Doch bis 1938 waren bereits viele Betriebe "arisiert" oder "liquidiert" worden, denn schon kurz nach dem Machtantritt riefen die Nationalsozialisten zu Boykottmaßnahmen gegen jüdische Geschäfte und ihre Inhaber auf; der am 29.03.1933 in der Marburger Oberhessischen Zeitung erschienene Artikel liefert die vermeintliche Rechtfertigung dafür [Dok. 1 ]. 

Einen Tag später reagiert die jüdische Gemeinde Marburgs auf die in der Stadt vorgenommenen Maßnahmen [Dok. 2]. Ihre Erklärung, vermutlich mit dem Ziel geschrieben, weitere Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung abzuwenden, bleibt ohne Wirkung: Noch am gleichen Tag ergeht ein Boykottaufruf der NSDAP für den 1. April [Dok. 3], dessen Durchführung in Marburg kurz darauf in der OZ beschrieben wird [Dok. 4].

Zwei Jahre später, am 09.04.1935, zeigt sich, dass Teile der Marburger Bevölkerung nicht nur dazu bereit sind, jüdische Geschäfte zu meiden, sondern sich sogar an Ausschreitungen gegen diese Geschäfte und ihre Inhaber beteiligen. Josef Spinat, der polnischer Staatsbürger war und in der Wettergasse 25 einen Schuhladen unterhielt, entschied sich vor der Schließung seines Ladens aufgrund rückläufiger Umsätze zu einem Ausverkauf. Im Zuge dessen verbreitete sich das Gerücht, Spinat habe weitere Schuhe hinzugekauft, um den Räumungsverkauf hinauszuzögern, was sich später als vollkommen haltlos herausstellte. 

Die Dokumente 5 und 6 schildern den Ablauf der Ausschreitungen sowie den Zustand des Hauses nach dem Überfall.

Einige Studenten konnten von der Polizei in der Wettergasse identifiziert werden; in ihren Zeugenaussagen [Dokumente 7, 8 und 9] weisen sie jedoch jegliche Verantwortung von sich.   

Im Dokument 10 kommt Josef Spinat selbst zu Wort: Er schildert in seinem Strafantrag gegen Unbekannt, wie er den Übergriff erlebt hat.

Die Zeugenaussage eines weiteren Studenten beleuchtet noch einmal die Vorgänge in der Wettergasse während des Überfalls und danach. [Dok. 11]. Einen Einblick in das Geschehen im Ladeninneren während des Überfalls gewähren die Zeugenaussagen dreier Mitarbeiterinnen des Schuhhauses [Dok. 12 ].

Die Dokumente 13 , 14 , 15 und 16 zeigen den z.T. unmotivierten Umgang der Behörden mit dem Vorfall, der 1936 eingestellt wird.   

Das Amtsgericht Marburg sprach Spinat als Entschädigung lediglich einen Betrag von 834 RM zu - den Spinat offensichtlich nie erhalten hat -, obwohl er selbst den Schaden mit einem Wert von 11954,70 RM angab. Josef Spinat entschloss sich im Jahr 1936 zur Übersiedlung nach Palästina (Vgl. zu letzterem: Händler-Lachmann, Barbara / Werther, Thomas: Vergessene Geschäfte, verlorene Geschäfte. Jüdisches Wirtschaftsleben in Marburg und seine Vernichtung im Nationalsozialismus. Marburg 1992.)

 




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