Dokument 4
Werdegang von Walther-Peer Fellgiebel nach dem Attentat vom 20. Juli 1944
Urheber
Karl Heinz Wildhagen und Selbstbericht von Walther-Peer Fellgiebel
Datum
1944-1962
Bestand/Sign.
Karl Heinz Wildhagen(Hg.), Erich Fellgiebel. Meister operativer Nachrichtenverbindungen, Ein Beitrag zur Geschichte der Nachrichten- Truppe, Hannover 1970, S. 319f.
Werdegang von Walther-Peer Fellgiebel
Werdegang von Walther- Peer Fellgiebel mit Selbstbericht und Bericht von Feldmarschall von Manstein, aus: Karl Heinz Wildhagen: Erich Fellgiebel. Meister operativer Nachrichtenverbindungen, Ein Beitrag zur Geschichte der Nachrichten- Truppe, Hannover 1970, S. 319f.
Ergänzend teilt das heutige Vorstandsmitglied der Deutschen Zündwaren-Monopolgeselischaft in Frankfurt — Walther-Peer Fellgiebel (Sohn aus 1. Ehe) — zu diesen Ereignissen mit Brief vom 29. August 1969 mit:
,,Nach der Verhaftung meines Vaters wurden sowohl seine Frau (meine Stiefmutter), als auch meine Schwester und mein Bruder (beides Halb-
geschwister), sowie der Bruder meines Vaters, d. h. der heute noch lebende Landstallmeister a. D., der damalige Oberstleutnant Hans Fellgiebel — sowie meine Frau und ich in Sippenhaft genommen. Meine Stiefmutter wurde erst durch die Kriegsereignisse, d. h. am Ende des Krieges, daraus befreit. Meine Schwester durch Ihre Verehelichung im Februar oder März 1945, weil sie dadurch einen anderen Namen erhielt, aus dem Zuchthaus Görlitz entlassen. Mein Bruder mußte durch mehrere schwere Stationen gehen, bis er schließlich zu einem Bewährungsbataillon kam und auf allerhöchsten Befehl bei der Sprengung der Kitzinger Mainbrücke bewußt ,,vernichtet“ wurde. Mein Onkel hat noch nach Kriegsende in französischem Gewahrsam gesessen und ist wohl erst im November 1945 entlassen worden.“
Ein Militärschriftsteller schreibt dazu: Für den damaligen Hauptmann und Ritterkreuzträger Waither-Peer Fellgiebel kündigte sich das Unheil an, als etwas nach Mitternacht des 20. Juli General Thiele aus dem Führerhauptquartier den damaligen Kommandeur von Hauptmann Fell-giebel — General Raithel — und nicht etwa Fellgiebel selbst anrief, um ihn in Sachen seines Vaters zu sprechen. Wie wir wissen, hat Thiele - offenbar von Keitel als Nachfolger Fellgiebels designiert- noch In der Nacht zum 21. Juli 1944 von den Akten, der Wohnung und dem Diens-zimmer Fellgiebels im Mauerwald Besitz ergriffen.
Nach dem 20. Juli 1944 wurde Hauptmann Walther-Peer Fellgiebel als Sohn eines der Hauptbeteiligten am Umsturzversuch gegen Hitler mehrfach verhaftet. Bis Kriegsende erfolgte eine Zensur seiner gesamten Post. Jede Woche mußte sein Chef eine Sonderbeurteilung für ihn abgeben. Letztmallg wurde er — Inzwischen Major und la der Schule für Fahnenjunker der Artillerie, am 7. April 1945 In Berlin-Potsdam inhaftiert, bis zum 16. April 1945 gefangengehalten und anschließend durch den Chef des Heerespersonalamtes, General Burgdorf, wegen nationalsozialistischer Unzuverlässigkeit aus dem Heere ausgestoßen. Dies geschah alles einem untadeligen Soldaten, dem am 7. September 1943 als Oberleutnant das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen worden war, weil er einen russischen Durchbruch mit seiner leichten Heeres-Artillerleabteilung verhindert hatte, der fünfmal verwundet und zu 70 Prozent kriegsbeschädigt war.
In einem Fernschreiben zu dem tollkühnen Einsatz, der zur Verleihung des Ritterkreuzes führte, schrieb Feldmarschall v. Mansteln: ,,Die leichte Art.-Abtellung 935 hat am 3. August 1943 eInen tiefen Feindeinbruch dadurch aufgehalten, daß sie überlegenen Feindkräften gegenüber unverändert in Ihrer Stellung verblieb und — obwohl eingeschlossen — sich so lange hartnäckig verteidigte, bis sie durch Gegenangriff wieder befreit wurde. Ich spreche der Abteilung für ihr tapferes Vorhalten meine besondere Anerkennung aus.“
Trotz zahlreicher Intrigen, denen der Sohn Fellgiebels ausgesetzt war, gab es eine Vielzahl von Vorgesetzten, die ausschließlich die überragenden Leistungen und hervorragenden Charaktereigenschaften des jungen Offlzlers beurteilten und durchsetzten, daß Fellgiebel im Januar 1945 mit Wirkung vom 9. September 1944 und Vorpatent vom 1. Februar 1944 zum Major befördert wurde (Kurowski, S.57—63).
Wegen dieser steilen Karriere und der Ritterkreuzverleihung waren Fellgiebel nach dem Kriege alle Wege in einen neuen Beruf versperrt. So arbeitete er zunächst in der Landwirtschaft, als Treuhänder und Betriebsführer und schließlich Geschäftsführer. Einen echten neuen Anfang setzte er erst mit seinem Eintritt als Direktionsassistent in die Deutsche Zündwaren-Monopolgesellschaft mit Sitz der Geschäftsleitung in Düsseldorf, dann In Frankfurt/Main. Alles, was zur Entlastung des Vorstandes beitrug, oblag ihm. Genau einen Monat vor seiner 13jährigen Zugehörigkeit zur DZMG — am 2. Juli 1983 — wurde er, auf Vorschlag der schwedischen Gruppe, in den zweiköpfigen Vorstand berufen. Damit hat er die höchste Sprosse der beruflichen Aufstiegsleiter dieser Branche erreicht.
Daß er darüber hinaus seine Kameraden aus der Kriegszeit nicht vergessen hat, beweist die Tatsache, daß er seit Oktober 1961 mit der Wahrung der Geschäfte des 2. Bundesvorsitzenden der ,,Ordensgemeinschaft der Rltterkreuzträger eV.“ beauftragt, am 30. September 1962 offiziell dazu gewählt wurde und noch heute dafür sehr aktiv arbeitet.
geschwister), sowie der Bruder meines Vaters, d. h. der heute noch lebende Landstallmeister a. D., der damalige Oberstleutnant Hans Fellgiebel — sowie meine Frau und ich in Sippenhaft genommen. Meine Stiefmutter wurde erst durch die Kriegsereignisse, d. h. am Ende des Krieges, daraus befreit. Meine Schwester durch Ihre Verehelichung im Februar oder März 1945, weil sie dadurch einen anderen Namen erhielt, aus dem Zuchthaus Görlitz entlassen. Mein Bruder mußte durch mehrere schwere Stationen gehen, bis er schließlich zu einem Bewährungsbataillon kam und auf allerhöchsten Befehl bei der Sprengung der Kitzinger Mainbrücke bewußt ,,vernichtet“ wurde. Mein Onkel hat noch nach Kriegsende in französischem Gewahrsam gesessen und ist wohl erst im November 1945 entlassen worden.“
Ein Militärschriftsteller schreibt dazu: Für den damaligen Hauptmann und Ritterkreuzträger Waither-Peer Fellgiebel kündigte sich das Unheil an, als etwas nach Mitternacht des 20. Juli General Thiele aus dem Führerhauptquartier den damaligen Kommandeur von Hauptmann Fell-giebel — General Raithel — und nicht etwa Fellgiebel selbst anrief, um ihn in Sachen seines Vaters zu sprechen. Wie wir wissen, hat Thiele - offenbar von Keitel als Nachfolger Fellgiebels designiert- noch In der Nacht zum 21. Juli 1944 von den Akten, der Wohnung und dem Diens-zimmer Fellgiebels im Mauerwald Besitz ergriffen.
Nach dem 20. Juli 1944 wurde Hauptmann Walther-Peer Fellgiebel als Sohn eines der Hauptbeteiligten am Umsturzversuch gegen Hitler mehrfach verhaftet. Bis Kriegsende erfolgte eine Zensur seiner gesamten Post. Jede Woche mußte sein Chef eine Sonderbeurteilung für ihn abgeben. Letztmallg wurde er — Inzwischen Major und la der Schule für Fahnenjunker der Artillerie, am 7. April 1945 In Berlin-Potsdam inhaftiert, bis zum 16. April 1945 gefangengehalten und anschließend durch den Chef des Heerespersonalamtes, General Burgdorf, wegen nationalsozialistischer Unzuverlässigkeit aus dem Heere ausgestoßen. Dies geschah alles einem untadeligen Soldaten, dem am 7. September 1943 als Oberleutnant das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen worden war, weil er einen russischen Durchbruch mit seiner leichten Heeres-Artillerleabteilung verhindert hatte, der fünfmal verwundet und zu 70 Prozent kriegsbeschädigt war.
In einem Fernschreiben zu dem tollkühnen Einsatz, der zur Verleihung des Ritterkreuzes führte, schrieb Feldmarschall v. Mansteln: ,,Die leichte Art.-Abtellung 935 hat am 3. August 1943 eInen tiefen Feindeinbruch dadurch aufgehalten, daß sie überlegenen Feindkräften gegenüber unverändert in Ihrer Stellung verblieb und — obwohl eingeschlossen — sich so lange hartnäckig verteidigte, bis sie durch Gegenangriff wieder befreit wurde. Ich spreche der Abteilung für ihr tapferes Vorhalten meine besondere Anerkennung aus.“
Trotz zahlreicher Intrigen, denen der Sohn Fellgiebels ausgesetzt war, gab es eine Vielzahl von Vorgesetzten, die ausschließlich die überragenden Leistungen und hervorragenden Charaktereigenschaften des jungen Offlzlers beurteilten und durchsetzten, daß Fellgiebel im Januar 1945 mit Wirkung vom 9. September 1944 und Vorpatent vom 1. Februar 1944 zum Major befördert wurde (Kurowski, S.57—63).
Wegen dieser steilen Karriere und der Ritterkreuzverleihung waren Fellgiebel nach dem Kriege alle Wege in einen neuen Beruf versperrt. So arbeitete er zunächst in der Landwirtschaft, als Treuhänder und Betriebsführer und schließlich Geschäftsführer. Einen echten neuen Anfang setzte er erst mit seinem Eintritt als Direktionsassistent in die Deutsche Zündwaren-Monopolgesellschaft mit Sitz der Geschäftsleitung in Düsseldorf, dann In Frankfurt/Main. Alles, was zur Entlastung des Vorstandes beitrug, oblag ihm. Genau einen Monat vor seiner 13jährigen Zugehörigkeit zur DZMG — am 2. Juli 1983 — wurde er, auf Vorschlag der schwedischen Gruppe, in den zweiköpfigen Vorstand berufen. Damit hat er die höchste Sprosse der beruflichen Aufstiegsleiter dieser Branche erreicht.
Daß er darüber hinaus seine Kameraden aus der Kriegszeit nicht vergessen hat, beweist die Tatsache, daß er seit Oktober 1961 mit der Wahrung der Geschäfte des 2. Bundesvorsitzenden der ,,Ordensgemeinschaft der Rltterkreuzträger eV.“ beauftragt, am 30. September 1962 offiziell dazu gewählt wurde und noch heute dafür sehr aktiv arbeitet.
Bearbeiter: ASD — URL dieses Dokuments: http://www.digam.net/index.php?doc=8620
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