Der angebl. Trienter Ritualmord von 1475
Simon von Trient (auch Simmele von Trient) war ein in der katholischen Kirche bis 1965 als Märtyrer verehrtes Kind, für dessen Tod im Jahr 1475 Juden als vermeintliche Ritualmörder verantwortlich gemacht wurden.
Am Ostersonntag des Jahres 1475 wurde in einem Bach in Trient ein zwei-, nach anderen Quellen dreijähriges Kind von einem Juden Samuel tot aufgefunden, das seit dem Gründonnerstag vermisst worden war. Zusammen mit anderen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde meldete Samuel den Mord. In einem aufsehenerregenden Prozess kam man auf der Grundlage von unter der Folter erpressten „Geständnissen” der Juden zu dem Schluss, dass diese einen Ritualmord verübt und das Kind langsam zu Tode gequält hätten. Es wurden insgesamt 14 Juden hingerichtet.
Während Johannes Hinderbach, der Bischof von Trient, den Prozess unterstützte, war Papst Sixtus IV. skeptisch und verbot im Juni 1475 die Weiterführung. Den Vorwurf des päpstlichen Kommissars Bischof Giovanni dei Guidice, Hinderbach habe sich persönlich bereichern wollen, erwiderte der Trienter Bischof mit dem Gegenvorwurf, der Kommissar sei von Juden bestochen worden. Eine Kardinalskommission kam 1478 zu dem Ergebnis, die Hinrichtungen seien rechtmäßig gewesen. An den Untersuchungen beteiligt war der Franziskanerprediger Bernhardin von Feltre.
Der Leichnam des Kindes wurde in der Trienter Peterskirche beigesetzt (die Kapelle von San Simonino ist heute meist geschlossen). Die Verehrung Simons wurde 1480 von Papst Sixtus IV. anerkannt und 1584 von Papst Gregor XIII. durch die Eintragung ins Martyrologium bestätigt. Gedenktag Simons war der 24. März. 1782 macht die Ritenkongregation den seligen Simon zum zweiten Diözesanpatron von Trient. Erst 1965 hob die Ritenkongregation unter Paul VI. die Anerkennung auf und stellte fest, dass die Trienter Juden Opfer eines Justizirrtums geworden waren.
Text zit nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Simon_von_Trient
Hartmann Schedels Weltchronik 1493: Darstellung des angebl. Trienter Ritualmords von 1475
Das sechst alter [sechstes Weltalter, Gegenwart seit Christi Geburt]
Symon das sellig kindlein zu Trient ist am. xxi. tag des Mertzen nach der gepurt Cristi. M.cccc.lxxv. iar. in der heiligen marterwochen in der statt Trient von den iuden getoedt vnd ein martrer Cristi worden. dann als die iuden in derselben statt wonende ir ostern nach irem sytten begeen wolten vnd doch kein cristenlichs pluot zu geprauch irs vngesewrten prots hetten do brachten sie diss kindlein verstolens in Samuelis eins iuden haws. in solcher gestalt. an dem dritten tag vor ostern vmb versperzeit saße diss kindlein vor seins vaters thuer in abwesen seiner eltern do nehnet sich Thobias ein iuedischer verreter zu disem kindlein das noch nit dreymal zehen monat alt was. dem redet er mit schmaychlenden worten zu vnd truog es pald in das haws Samuelis. Als nw die nacht herfiele do frewten sich Samuel Thobias Vitalis Moyses Israhel vnd Mayer vor der synagog vber vergiessung cristenlichen pluots. Nw entploeßeten sie das kindlein vnd legten ime ein faciletlein vmb sein helßlein das man es nit schreyen hoeren moecht vnd spanneten ime sein ermlein auß. schnytten ime erstlich sein manlich glidlein ab vnd auß seinem rechten wenglein ein stuecklein vnd stachen es allenthalben mit scharpffen spitzigen stacheln heftlein oder nadeln. einer die hend der ander die fueßlein haltende. vnd als sie nw das pluot grawsamlich gesammelt hetten do huoben sie an lobsang zesingen vnd zu dem kindlein mit hoenischen bedroewortten zesprechen Nym hin du gehangner Jhesu also haben dir ettwen vnßer eltern gethan. also sollen alle cristen in hymel. auff erden vnd meer geschend werden. dieweil verschied das vnschuldig mertrerlein. die iuden eyleten zum nachtmal vnd assen von dem pluot das vngesewerte zu schmahe Cristo vnßerm hayland vnd wurffen den toten leichnam in ein fließends wasser nahent bey irem haws vnnd hielten ir ostern mit frewden. Die bekuemerten eltern suchten ir verlorns kindlein. das funden sie vber drey tag in dem fluss. Als solchs an Johanßen von Salis den edeln burger von Brixien kaiserlicher rechten doctor vnd deßmals oebersten pfleger gelanget do hieß er nach den iuden greiffen vnd sie mit marter anziehen. also das sie nach ordnung ansagten wie sie dise mißtat beganngen hetten. vnd darauff warden sie mit gepuerlicher straff außgetilgt. Als der leichnam auff befelhe Johanßen hinderbachs bischoffs daselbst bestattet wardt do fieng er alßpald an in wunderzaichen zescheinen vnd auß allen cristenlichen gegenten zu dises heilliges kindes grab ein zulawff zewerden. dauon dann dise statt nicht kleine auffung vnnd zunemung empfunden hat. vnd die burger daselbst haben disem leichnam ein schoene kirchen auffgerichtet.
DErgleichen vbeltat haben auch die iuden vber fuenff iar darnach in dem stettlein Mota in Foriaul gelegen mit ertoedtung eins andern kinds begangen. darumb warden der teter drey gefangen gein Venedig gefueert vnd nach grawsammer peyn verprennt.
DIe Tuercken zohen abereins in nydern Misiam vnd warden mit großer schlacht ernydergelegt. Darnach eroberten die Genueser die großen statt Capham die die Tuercken noch innhetten. aber dieselb statt kome in disem iar durch verretterrey vnd dargebung eins Genuesischen burgers widerumb in der Tuercken gewalt.
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