Glasmalerei: Der Heilige Franz von Assisi mit den Stigmata Christi, um 1250
Magister Konrad, Elisabeth und der Hl. Franz von Assisi
Im Jahre 1225 kam ein Franziskanermönch namens Rodeger nach Thüringen, der Elisabeth mit der Gedankenwelt des Franz von Assisi bekannt machte. Offensichtlich fiel dies auf fruchtbaren Boden, denn zwischen 1225 und 1227 stifteten Elisabeth und ihr Gemahl Landgraf Ludwig IV. von Thüringen in Eisenach ein Franziskanerkloster und überließen ihm die neben der landgräflichen Stadtresidenz, dem sogenannten »Steinhaus« gelegene Michaelskirche, die bis dahin als Hofkapelle gedient hatte.
1226 erschien Magister Konrad als Kreuzzugsprediger in Thüringen. In seinem im Sommer 1232 verfaßten kurzen Abriß von Elisabeths Leben, der sogenannten »Summa vitae« berichtet er, daß die junge Landgräfin ihm gegenüber einen deutlichen Hang zum geistlichen Leben nach dem Vorbild des Franz von Assisi zu erkennen gegeben habe: sie würde lieber in der Nachfolge Jesu Christi eine Existenz in Armut und tätiger Nächstenliebe führen denn weiterhin als Fürstin, Ehefrau und Mutter zu leben. Eine ehemalige Dienerin Elisabeths namens Isentrud von Hörselgau, die im Rahmen des Heiligsprechungsverfahrens im Frühjahr 1235 einvernommen wurde, gab zu Protokoll, daß Elisabeth bereits zu Lebzeiten ihres Gatten Bußübungen und Kasteiungen nach franziskanischem Vorbild vollzogen habe. Landgraf Ludwig soll seine Gemahlin in ihren geistlichen Bestrebungen stets unterstützt haben. Es ist jedoch auffällig, daß kein Eisenacher Franziskanermönch, sondern der Weltgeistliche Magister Konrad 1226 zu Elisabeths Beichtvater bestellt wurde. Möglicherweise geschah dies auf Betreiben Landgraf Ludwigs in der Absicht, Elisabeths radikalen Lebensentwurf durch Konrad so weit abmildern und kanalisieren zu lassen, daß sie nicht völlig aus dem Rahmen der mittelalterlichen Ständegesellschaft fiele.
Elisabeth soll Magister Konrad als ihrem Beichtvater völligen Gehorsam und für den Fall ihrer Witwenschaft einen Verzicht auf Wiederheirat versprochen haben. Als Landgraf Ludwig während des 6. Kreuzzuges im September 1227 in Süditalien an einer Seuche verstorben war, wollte Elisabeth nach franziskanischem Vorbild fürderhin ein Leben als Bettelnonne führen, was Magister Konrad ihr rundheraus abschlug. Jedoch konnte er nicht verhindern, daß sie an Karfreitag, dem 23. März 1228 in der Michaelskirche des Franziskanerklosters zu Eisenach ein fast vollständiges franziskanisches Ordensgelübde ablegte: sie entsagte feierlich ihrem weltlichen Stand, allen familiären Bindungen und ihrem freien Willen. Magister Konrad konnte sie lediglich dazu bewegen, nicht noch auf ihr gesamtes Vermögen zu verzichten, damit sie in der Lage wäre, die Schulden ihres Gatten zu tilgen und ihre zukünftigen karitativen Tätigkeiten zu finanzieren.
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