Ermordung und Beisetzung des Magisters Konrad von Marburg
Im Juni 1227 betraute Papst Gregor IX. Magister Konrad von Marburg mit der Visitation der Pfarrgeistlichkeit und der Klöster im ganzen deutschsprachigen Raum des Heiligen Römischen Reiches und beauftragte ihn außerdem mit der unnachsichtigen Verfolgung von Ketzern, d. h. von Personen, die in irgendeiner Weise von der offiziellen Glaubenslehre der Kirche abwichen. Seine Aufgabe war es nun, Ketzer aufzuspüren und vor Gericht zu bringen. Auf diesem Gebiet war Konrad derart erfolgreich, daß Papst Gregor IX. ihn im Oktober 1231 zum Ketzerrichter berief und ihm weitreichende Amtsvollmachten verlieh. Konrad entwickelte in den darauffolgenden Jahren bei der Aufspürung und Aburteilung von Glaubensabweichlern eine stetig wachsende Rigorosität und Realitätsferne.
Bei einer Reichsversammlung am 25. Juli 1233 in Mainz, bei der auch König Heinrich (VII.), der Sohn Kaiser Friedrichs II., zugegen war, wagte es Magister Konrad, den hochangesehenen Grafen Heinrich III. von Sayn der Ketzerei zu beschuldigen und vor Gericht zu laden. Die anwesenden geistlichen und weltlichen Reichsfürsten waren mehrheitlich über Konrads Vorgehen empört und stellten sich schützend vor den Grafen. Konrad konnte sich mit seiner Anklage nicht durchsetzen und verließ vorzeitig die Reichsversammlung. Ohne militärischen Schutz zog er, lediglich von dem Franziskanermönch Gerhard Lützelkolbe begleitet, über Gießen auf der Straße Richtung Amöneburg durch den heutigen Ebsdorfer Grund gen Marburg. Nördlich von Beltershausen am östlichen Rand der bewaldeten Lahnberge wurden Konrad und Gerhard am 30. Juli 1233 von Bewaffneten überfallen und ermordet. Der Überlieferung nach soll es sich um Anhänger des Grafen von Sayn gehandelt haben, angeblich um Mitglieder der Adelsgeschlechter von Dernbach und der Schencken von Schweinsberg. Magister Konrad und Gerhard Lützelkolbe wurden in der Franziskus-Kirche des Elisabeth-Hospitals in Marburg beigesetzt.
In den fünfziger Jahren des 13. Jh. erwarb die Deutschordenskommende Marburg um den Tatort nördlich von Beltershausen umfangreichen Grundbesitz. Sie legte dort zwei Wirtschaftshöfe an und errichtete unmittelbar an der Stelle, wo Magister Konrad und sein Begleiter den Tod gefunden hatten, ab 1255 eine Marienkapelle, in der bis in die Reformationszeit hinein der beiden Ermordeten, insbesondere des Magisters Konrad gedacht wurde. Dann gerieten das Gotteshaus und der Anlaß seiner Erbauung zusehends in Vergessenheit.
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