Brüning berichtet in seinen Memoiren über die politische Linie des Reichspräsidenten und der Reichsregierung nach der Reichstagswahl vom 14.9.1930:
Am folgenden Morgen ließ mir der Reichspräsident durch Pünder mitteilen, daß er nach wie vor hinter mir stehe und ich mich nicht durch den Wahlausgang beirren lassen solle. Das war ein guter Auftakt für die kommenden Monate. Sobald ich den Rücken durch den Reichspräsidenten gesichert hatte, konnte ich ruhig an die Arbeit herangehen trotz der Schwere der Lage... Der Schreck über den Wahlerfolg der Nazis war allen in die Knochen gefahren. Die demokratische Presse stellte auf einmal mit Genugtuung die gelassene Ruhe des Kanzlers fest. Was während der Wahlen nur ein Frage-und-Antwort-Spiel zwischen dem preußischen Ministerpräsidenten Braun und mir gewesen war, sollte nun durch viele Persönlichkeiten, auch der Wirtschaft, in eine feste Koalition mit der SPD übergeleitet werden. Das war für mich bei der Einstellung des Reichspräsidenten schon an sich ganz unmöglich und schien mir, im Hinblick auf das Anwachsen der Rechtsopposition, auch für die Zukunft gefährlich. Mein Auftrag wäre gescheitert, wenn ich mich irgendwie auf Koalitonsversicherungen eingelassen hätte.
Brüning, Memoiren, S. 18617.
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