Über eine vertrauliche Besprechung rechtsstehender DVP-Parlamentarier unter Leitung des Fraktionsvorsitzenden Ernst Scholz in Berlin am 4.2.1930 berichtete der Reichstagsabgeordnete Erich von Gilsa in einem Schreiben an den Ruhrindustriellen Paul Reusch:
Das Ergebnis dieser Besprechung läßt sich wie folgt zusammenfassen: Zunächst will man möglichst schnell über den „Neuen Plan" abstimmen. Es steht fest, daß fast die ganze Fraktion der DVP für den Plan stimmen wird;... Nach Erledigung des Young-Planes sollen dann die innerpolitischen Dinge mit größter Beschleunigung in Ordnung gebracht werden. Hier steht Scholz völlig auf dem von mir Ihnen schon öfters vorgetragenen Standpunkt. Er beabsichtigt in ultimativer Form an das Kabinett die Aufforderung zu richten, gesetzlich festgelegte Bindungen für die Finanz- und Steuerreform vorzunehmen. Dabei sagte Scholz uns vertraulich, daß er hierbei bewußt auf einen Bruch mit der Sozialdemokratie hinarbeiten wolle. Er hat im Ausblick auf diesen Bruch auch schon Verbindungen mit Schiele, Treviranus und Brüning aufgenommen.
Die Gefahr, daß es trotz eines solchen Vorgehens nicht zum Bruch mit der Sozialdemokratie kommt... liegt daran, daß Moldenhauer immer noch daran festhält, im Jahre 1930 nur zu sanieren und erst im Jahre 1931 Steuersenkungen vorzunehmen... Es ist durchaus möglich, daß die Sozialdemokratie nach einigem Geschrei sich mit diesem Plan einverstanden erklärt... Aus diesem Grunde... verlangen wir, daß schon im Jahre 1930 mit einer fühlbaren Steuersenkung begonnen wird
5.2.1930 von Gilsa an Reusch, Hist. Archiv der GHH Nr. 400101293/4a (Haniel-Archiv)
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