Dokument 67: MUSTERBUCH
„derjenigen Tücher und sonstigen Montierungsrequisiten, welche am 1. März 1827 auf dem allgemeinen Bekleidungsmagazin (zu Kassel] vorrätig gewesen sind“.
Aufgeschlagen: Kolorierte Schnittzeichnungen von Uniformröcken. Bestand 300 C 33 Nr. 16.
MUSTERBUCH | |
| „derjenigen Tücher und sonstigen Montierungsrequisiten, welche am 1. März 1827 auf dem allgemeinen Bekleidungsmagazin [zu Kassels vorrätig gewesen sind“. Aufgeschlagen: Kolorierte Schnittzeichnungen von Uniformröcken. Bestand 300 C 33 Nr. 16. |
Bis in das 17. Jahrhundert wurde die Zugehörigkeit zu einer Truppeneinheit, wenn nicht durch eine landestypische Tracht wie bei angeworbenen fremden Truppen, durch eine Feldbinde oder ähnliche Abzeichen kenntlich gemacht. Erst die Bildung stehender Söldnerheere, in Deutschland in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, zog deren Ausstattung mit einheitlichen Dienstkleidungen nach sich. Zunächst legten die jeweiligen Regimentsinhaber Schnitt, Farbe und Ausstattungsstücke der als „Montur“ oder „Montierung“ bezeichneten Soldatenkleidung fest, im 18. Jahrhundert wurde dies dagegen Gegenstand allgemeiner landesherrlicher Montierungsreglements. Das erste preußische datiert von 1714. Im 19. Jahrhundert wird das Wort Montierung durch „Bekleidung“ abgelöst. Erst im 20. Jahrhundert setzt sich der Begriff „Uniform“ durch, mit dem in Preußen erstmals die von 1806 bis 1843 vorgeschriebene einheitliche Offiziersbekleidung bezeichnet worden war.
Die Dienstkleidung sollte nicht nur die Truppenzugehörigkeit im Felde kennzeichnen, sondern auch durch schmuckes Äußeres das Ansehen des Mannes in seinen eigenen Augen heben und Loyalität und Corpsgeist fördern. Viele Staaten bevorzugten eine Grundfarbe für den Uniformrock. In Hessen-Kassel war sie wie in Preußen dunkelblau. Die Gestaltung der Uniformen war im 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Spielwiese fürstlicher Repräsentationslust. Sie folgte Moden, war mit Zierrat überladen, auffällig bunt und marionettenhaft eng, die Kopfbedeckung überdimensioniert. Die für die spätere preußisch-deutsche Armee charakteristischen Elemente, Waffenrock und Pickelhaube wurden erst Anfang der 1840er Jahren in Preußen und kurz darauf auch in Kurhessen eingeführt.
Die Bekleidung wurden den Soldaten aus Magazinen verabreicht. Neben den Garnisonsmagazinen gab es in Kurhessen ein zentrales „Allgemeinen Militärbekleidungsmagazin“ in Kassel, das die Standortmagazine mit Stoffen und den sonstigen Requisiten (Knöpfe, Spangen, Tressen, Epauletten, Pelzbesatz, Kopfbedeckung Gurte, Taschen etc.) zu versorgen hatte. Über die Bestände wurde genau Buch geführt.
Für die Instandhaltung seiner Dienstkleidung hatte der Soldat selbst zu sorgen. Erst nach Ablauf der für die einzelnen Teile ermittelten und festgelegten Haltbarkeitszeiten hatte er in Friedenszeiten Anspruch auf Ersatz. Die sogenannte „kleine Montierung“ (Schuhe, Gamaschen, Strümpfe, Unter- und Oberhemd, Halstuch, Haarzopf) hatte er selbst zu beschaffen. Dafür wurde ihm ein Pauschalzuschlag zum Sold gewährt.
Anders als die gemeinen Soldaten ließen die Offiziere ihre reicher gestaltete Dienstkleidung auf eigene Kosten privat schneidern. G.H.
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