"Aus den Schätzen des Staatsarchivs Marburg" |
Dokument 4: HEILIGSPRECHUNG DER LANDGRÄFIN ELISABETH VON THÜRINGEN DURCH PAPST GREGOR IX. Pergamenturkunde mit an Seidenfäden anhängender Bleibulle. Urkunden Marburg, Deutschorden, 1235 Juni 4, Perugia. (Druck: A. Wyß, Urkundenbuch der Deutschordensballei Hessen I (1879), S. Slff. Nr. 54 |
HEILIGSPRECHUNG DER LANDGRÄFIN ELISABETH VON THÜRINGEN DURCH PAPST GREGOR IX. | |
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| Pergamenturkunde mit an Seidenfäden anhängender Bleibulle. |
Im Blick auf das Leben und Wirken Elisabeths von Thüringen (1207-1231) mag allenfalls die Schnelligkeit erstaunen, mit der ihre Heiligsprechung erfolgte. Nachdem die Landesfürstin wohl in der Nacht vom 16. zum 17. November des Jahres 1231 in ihrem Marburger Hospital an Entkräftung verstorben war, verstrichen noch nicht einmal vier Jahre, bis am Pfingstsonntag (27. Mai) 1235 die Kanonisierung feierlich vollzogen wurde. Die Urkunde ( „Bulle „) Papst Gregors IX. schloß den Vorgang formgerecht ab.
Sie entspricht in ihrer äußeren Form und in ihrem Formular nicht dem zeitgemäßen feierlichen Privileg der Päpste, sondern dem schlichteren Typus der päpstlichen Littera. Dabei fungiert sie sowohl als päpstliches Mandat, den Festtag der Heiligen zu feiern, wie auch als Gnadenerweis mit der Gewährung eines Ablasses für all jene, die das Grab Elisabeths aufsuchen. Auffällig ist auch die kunstvolle, mit Metaphern und rethorischen Elementen überfrachtete Sprache. Es ist dies allerdings nur eine Urkunde von vielen, die das Ereignis publizieren sollten, 11 Ausfertigungen sind nachweisbar. Die Eile und das Bemühen um Publikation werden vor dem Hintergrund eines politischen Programmes und machtpolitischer Auseinandersetzungen verständlich. Alle 11 bekannten Papsturkunden sind der Überlieferung des Deutschen Ordens zuzurechnen. Er war es, der das von Elisabeth 1228 in Marburg begründete Hospital schon 1234 samt zugehöriger Patronatsrechte über die Pfarrkirche der Stadt übernahm, hier nach ihrem Tode einen monumentalen Kirchenbau, die heutige Elisabethkirche errichtete und abgesehen von einer strittig bewerteten Bedeutung der Grabstätte bzw. Kirche der Heiligen als Wallfahrtsort die Marburger Kommende zu einer der bedeutendsten Deutschordensniederlassungen in Deutschland entwickelte. Elisabeth wurde schließlich gar zur Patronin Hessens und seines Fürstenhauses. Die Grablege der hessischen Landgrafen ist in der Elisabethkirche noch heute zu besichtigen.
W.M.
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