Dokument 2: KÖNIG FRIEDRICH I. (BARBAROSSA) BESTÄTIGT DEM NONNENKLOSTER ST. MARIEN ZU KASSEL (AHNABERG) DIE GÜTERSCHENKUNGEN DES STIFTERS, DES GRAFEN HEINRICH VON GUDENSBERG
Pergamenturkunde mit Monogramm und durchgedrücktem Majestätssiegel. Urkunden Kloster Ahnaberg, 1154 Mai 3, Worms.
Druck: Schultze, Stifter, Klöster und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein (VHKH 9/2, 1913), S. 3f. Nr. 2. - Die Urkunden Friedrichs I. 1152-1158, bearb. H. Appelt (MG DD X,1, 1975), S. 123 Nr. 74.
Lit.: Die Zeit der Staufer [Ausstellung, Stuttgart 1977], Bd. 1, S. 20 Nr. 28, Bd. 3 Abb. 3.
DIPLOM KÖNIG FRIEDRICHS I. FÜR DAS STIFT AHNABERG Worms 1154 Mai 3 | |
Ausfertigung. Pergament, 44 x 43 cm, durchgedrücktes Thronsiegel , d 8,3 cm |
Nachdem Kassel zuletzt unter König Heinrich II, genannt worden war, begegnet der Ort erst wieder in der Mitte des 12. Jahrhunderts in zwei im Staatsarchiv Marburg verwahrten Urkunden Erzbischof Heinrichs I. von Mainz von 1152 und König Friedrichs I. von 1154. Nach dem Bericht des hier ausgelegten königlichen Diploms haben Graf Heinrich Raspe II. von Hessen (Gudensberg), Bruder Landgraf Ludwigs II. von Thüringen, und seine Mutter (Hedwig) zur Ehre Gottes und der hl. Maria ein Augustinerstift in Kassel gegründet (zwischen 1140 und 1148); es ist unentschieden, ob als Doppelstift oder als Chorfrauenstift. Der König bestätigte auf Bitte des Grafen dem Stift dessen Güterschenkungen und verfügte, daß nur der die Vogtei über das Stift und seine Insassen ausüben dürfe, der sie vom König oder seinen Nachfolgern zu Lehen empfangen habe.
Das Stift lag im Norden von Kassel auf dem Ahnaberg, einer heute im Stadtbild nicht mehr erkennbaren kleinen Anhöhe im Winkel zwischen dem alten Lauf der Ahna und der Fulda. Ein Teil der von Heinrich Raspe II. übertragenen Besitzungen läßt sich als königlicher Grund und Boden ausweisen; er befand sich damals im Besitz der Ludowinger, die seit 1122 die Grafenrechte in Hessen ausübten und bis 1247 Thüringen und Hessen in ihrer Hand vereinigten.Vermutlich befand sich auch der Stiftsbezirk selbst als königliches Lehen im Besitz der Ludowinger.
Die landgräfliche Burg im Süden und das neu gegründete Stift im Norden waren die Eckpunkte, zwischen denen sich längs der Fulda die in den Urkunden von 1152 und 1154 genannte „villa“ in der Folgezeit zum landgräflichen Marktflecken entwickelte. Über die Marktkirche daselbst hatte Graf Heinrich Raspe II. dem Stift im Einvernehmen mit Erzbischof Heinrich I. von Mainz 1152 das Patronat ( „investituram „) übertragen. Auch sie besaßen die Ludowinger als königliches Lehen. Es handelte sich um die Altstädter Kirche, die 1526 abgebrochen wurde. Wie weit die Stadtwerdung Kassels damals gediehen war, ist unsicher, da der Ausdruck „villa“ mehrdeutig ist und archäologische Untersuchungen fehlen; „civitas“ (Stadt im Rechtssinne) wird Kassel erst in einer undatierten, spätestens im Juni 1189 ausgestellten Urkunde Landgraf Ludwigs III. genannt. Seit Erzbischof Adalbert I. von Mainz (1111-1137) bemühte sich das Erzbistum um den Aufbau eines geschlossenen Territoriums in Hessen. Die Ludowinger übernahmen seit Konrad III. für die ihnen eng verbundenen Staufischen Könige die Abwehr gegen Mainz im nördlichen Hessen. Mit dem Erwerb des von den Märkern von Ditmold im Habichtswald gestifteten Augustiner-Chorherrenstiftes Weißenstein (spätestens 1137) war Mainz gegen den an die Landgrafen von Thüringen verlehnten Königshof Kassel vorgestoßen. Zu ihren Abwehrmaßnahmen gehörte offenbar die Gründung des nur 6 km entfernten Stiftes Ahnaberg durch den Grafen von Hessen. Damit erhielten die Ludowinger zugleich die Gelegenheit, sich aus Eigengütern und königlichen Lehen in Kassel einen eigenen Herrschaftsbereich aufzubauen. Seitdem ging der Ort in das Eigentum der Landgrafen von Thüringen über. Die Urkunden von 1152 und 1154 sind die letzten Spuren königlicher Rechte in Kassel.
K.H.
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