Die Bedrohung der amerikanischen Interessen in Europa faßte Stephen Porter, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des US-Repräsentantenhauses, nach einer Unterredung mit Gustav Stresemann (27. 9. 1923) in drei Hauptpunkten zusammen (Aufzeichnung vom 7.10.1923):
1. durch das wirtschaftliche Chaos in Deutschland, das den gesamten Welthandel zunehmend infizierte und dessen für Amerika nachteilige, ja gefährliche Aspekte nunmehr eindeutig, den anfangs nicht unwillkommenen Effekt der Ausschaltung der deutschen Konkurrenz überdeckten,
2. durch die separatistischen Bestrebungen, die Deutschland auseinanderbrechen und eine politische und wirtschaftliche Übermacht Frankreichs erzeugen konnten;
3. durch eine revolutionäre Entwicklung in Deutschland, die auf das westliche
Europa hätte übergreifen und auch auf Amerika ausstrahlenn können, wodurch
die bisher erfolgreichen Bemühungen zur Eindämmung des Bolschewismus und Kommunismus annihiliert und der Aufbau einer konservativ-kapitalistischen Weltordnung vereitelt worden wäre.
Zit. nach: Link, Die amerikanische Stabilisierungspolitik, S. 203 f.
Unter dem Vorsitz des amerikanischen Finanzfachmanns Charles G. Dawes trat am 14.1.1924 eine internationale Sachverständigenkommission in Paris zusammen und erarbeitete einen Wirtschafts- und Finanzplan, der die deutsche und europäische Zahlungsfähigkeit wiederherstellen sollte. Der Dawes-Plan trat, nachdem er auf der Londoner Konferenz (16. 7.-16.8.1924) die Zustimmung der Reparationsgläubiger gefunden hatte, am 1. 9.1924 in Kraft. Deutschland erhielt von den USA eine Anleihe von 800 Millionen Goldmark und die jährliche Reparationszahlungen sollten der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit angepaßt werden.
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