Dokument 4
Das Zusammengehen von Sozialdemokratie und OHL. Befehl des Generalfeldmarschalls von Hindenburg an das Deutsche Feldheer vom 10.11.1918
Urheber
Paul von Hindenburg
Datum
10.11.1918
Bestand/Sign.
Zit. nach: G. A. Ritter/S. Miller, Die deutsche Revolution 1918-19, 2. erw. Aufl. Hamburg 1975, S. 99 f.
Das Zusammengehen von Sozialdemokratie und OHL. Befehl des Generalfeldmarschalls von Hindenburg an das Deutsche Feldheer vom 10.11.1918:
An alle Heeresgruppen und Armeeoberkommandos und selbständige Stellendes Großen Hauptquartiers.
1. Damit angesichts der dem Vaterlande durch den Bolschewismus drohenden Gefahr des Bürgerkrieges das Heer in Festigkeit und Ordnung in die Heimat zurückgeführt werden kann, sind alle Offiziere und Mannschaften moralisch verpflichtet, alle mit Recht bestehenden Gewissensbedenken bezüglich des Seiner Majestät dem Kaiser und König geleisteten Fahneneides zurückzustellen und unvermindert ihre Pflicht zu tun zur Rettung der deutschen Lande aus größter Gefahr.
Aus demselben Grunde habe ich mich entschlossen, auf meinem Posten zu verharren und gemäß der mir mündlich gewordenen Weisung Seiner Majestät des Kaisers und Königs den Oberbefehl über das deutsche Feldheer übernommen.
2. Nachdem die Bewegung zur Bildung von Soldatenräten in das Feldheer bereits eingedrungen ist und meines Erachtens durch Widerstand nicht mehr 15 aufgehalten werden kann, ist es notwendig, diese Bewegung in die Hand der Offiziere zu bekommen.
Zu diesem Zweck sind bei allen Kompanien, Batterien, Eskadrons pp. Vertrauensräte zu bilden...
Es wird sich empfehlen, die Vertrauensräte aus der freien Wahl von Offizieren und Mannschaften hervorgehen zu lassen und die Anzahl ihrer Mitglieder je nach den Verhältnissen in dem betreffenden Truppenteil zu bestimmen. Die Vertrauensräte sind zweckmäßig in allen wirtschaftlichen und sozialen Fragen zur engsten Mitarbeit von den Truppenbefehlshabern heranzuziehen, damit
die Ordnung im Heer aufrechterhalten wird. Die Führung der Truppen muß dabei jedoch fest in der Hand der Kommandobehörde bleiben...
3. Es kann bekanntgegeben werden, daß die OHL mit dem Reichskanzler Ebert, dem bisherigen Führer der gemäßigten sozialdemokratischen Partei, zusammengehen will, um die Ausbreitung des terroristischen Bolschewismus
so in Deutschland zu verhindern.
4. Die OHL hat den Reichskanzler gebeten, daß seitens der Regierung für das Feldheer die Beibehaltung der Rangabzeichen verfügt wird. Inzwischen muß es im Einzelfall dem Taktgefühl des Offiziers überlassen bleiben, derart zu handeln, daß Ausschreitungen der Mannschaften vermieden werden.
gez. Hindenburg.
Zit. nach: G. A. Ritter/S. Miller, Die deutsche Revolution 1918-19, 2. erw. Aufl. Hamburg 1975, S. 99 f.
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