Am Abend des 3.10.1918 wurde der badische Thronfolger Prinz Max von Baden (1867-1929) zum neuen Reichskanzler ernannt. Er erhielt die Unterstützung der Mehrheitsparteien im Reichstag (SPD, Zentrum, Fortschrittliche Volkspartei), die auch Staatssekretäre in die neue Regierung entsandten.
Zur Einleitung der Waffenstillstandsverhandlungen notierte Prinz Max von Baden am 16. 10. 1918:Die militärische Lage hat uns auf Verlangen der Obersten Heeresleitung unerwartet genötigt, am 5. Oktober1 hastiges Ersuchen um Waffenstillstand an den Präsidenten der Vereinigten Staaten2 u richten. Dieser Schritt kam einer Kapitulation gleich und ist von unseren Feinden wie auch im neutralen Ausland nicht anders als militärische Bankerotterklärung aufgefaßt worden. Für den Schritt trägt die Oberste Heeresleitung ebenso wie für seine Folgen die Verantwortung; sie hat die militärische Lage als aussichtslos bezeichnet; der politischen Leitung bleibt daher nur übrig, die Konsequenzen zu ziehen.
Die Regierung des Prinzen Max von Baden, bearb. von Erich Matthias und Rudolf Morsey, Düsseldorf 1962, S. 216
1 Die Note war am 3.10.1918 datiert und ging tatsächlich am Nachmittag des 4. Oktober von Bern nach Washington ab.
2 Der amerikanische Präsident Wilson hatte am 8.1.1918 vor dem Kongreß in Washington „14 Punkte“ als Richtlinien für den Weltfrieden formuliert und entwickelte diese in mehreren Reden, zuletzt am 27.9.1918 in New York, weiter. Wilsons Grundsätze gipfelten in den Begriffen einer „Herrschaft des Rechts und der Demokratie überall“, des „Selbstbestimmungsrechts der Völker“ und einer „unparteiischen Gerechtigkeit und Gleichberechtigung“ im Völkerleben.
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