Bettina Brentano beschreibt die Elisabethkirche in Marburg an einem Wintermorgen während ihres Aufenthalts bei ihrer verheirateten Schwester in Marburg 1805/06.
Gestern waren wir in der Elisabethkirch, der Reif um den Turmknopf war von der Sonn zum Diamant umgeschmolzen, in allen kleinen Rosetten hingen Diamanttropfen; und der Kreis von Rosen, der um die Pforten in Stein sehr fein gemeißelt ist, war ein Diamantkranz! Die Kirch sah aus wie im Brautschmuck. Auf dem Kirchhof spielten die Wipfel im spiegelnden Geschmeide. Die Kirch, von der Wintersonne außen so herrlich geschmückt, war so still innen, so einsam helldunkel, und der Teppich, von den heiligen Händen der Elisabeth gewebt, lag vor dem Altar, erblaßt von Farben ohne Prunk, nicht dem Aug erfreulich, nur die Seele rührend; und da sah ich mich um, daß nur ein blinder Mann an der Tür saß, sonst war die Kirch leer.
aus: Schnack, Ingeborg: Marburg Bild einer alten Stadt, Honnef/Rhein 1961, S. 433.
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