Als 1890 gleich fünf Antisemiten in den Reichstag einzogen, wurde aus dem liberalen Bürgertum heraus in Berlin der Verein zur Abwehr des Antisemitismus gegründet. Er konzentrierte sich auf die Aufklärung der Öffentlichkeit mit Flugschriften und Broschüren, vor allem aber mit den regelmäßig erscheinenden Mittheilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus, die seit dem 21. Oktober 1891 publiziert wurden. Deren Ziel bestand darin, den antisemitischen Halbwahrheiten und Verzerrungen „mit den Waffen der Wahrheit und Thatsachen“ zu begegnen, also eine dezidiert sachliche Aufklärungsarbeit zu betreiben. Georg Winter war einer ihrer fleißigsten Autoren. So setzte er sich von 1891 bis 1892 in 18 Fortsetzungen unter dem Titel „Der Antisemitismus in Kurhessen und seine Bekämpfung“ mit der Böckelbewegung auseinander. Außerdem erschienen dort Berichte über antisemitische Aktivitäten und Vorkommnisse und über seine eigenen Vortragstätigkeiten.
In der Nr. 2 vom 1. November 1891 wird über eine Versammlung am 29. Oktober 1991 in Marburg, der "Hochburg der hessischen Antisemiten", berichtet, zu der der Verein zur Abwehr des Antisemitismus eingeladen hatte. 1000 Leute sollen sich zu dem Vortrag des Berliner Vorstandsmitglieds Lic. Gräbner eingefunden haben, darunter Kurator und Rektor der Universität sowie "zahlreiche Notable der Stadt". Auch Böckel hatte seine Truppen mobilisiert. Dem Bericht zufolge teilte Böckel in Anschluss an den Vortrag rein persönliche Beleidigungen aus, und seine Anhänger traten mit Radau und Tumult statt Argumenten auf. Dem Versammlungsleiter Prof. Edmund Stengel blieb daraufhin nichts anderes übrig, als diese aufzulösen.
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