Im August 1886 wurde Otto Böckel im Raum Marburg organisatorisch aktiv, indem er einen Ableger des Deutschen Reform-Vereins gründete, zu dessen Vorsitzendem er gewählt wurde. Nach drei Monaten soll dieser bereits 80 Mitglieder stark gewesen sein. Offenbar gehörten ihm auch zahlreiche Studenten an. Neben General- und Mitgliederversammlungen enthält das Protokollbuch auch Berichte von sogenannten Volksversammlungen, Wahlkampfveranstaltungen, die Orte und Art der Agitation Böckels aus der Sicht des Vereins beschreiben. Böckel war mit seinen Anhängern vornehmlich auf dem Land im Raum Marburg-Frankenberg unterwegs, hielt in dichter zeitlicher Folge Versammlungen ab und vermochte es offenbar, große Massen anzuziehen, diese mit seiner Rhetorik und seinen Themen zu begeistern und für sich zu gewinnen. Im Februar 1887 erlangte er sogleich die absolute Mehrheit mit über 56 Prozent der Stimmen. Dabei startete er für den Wahlkreis Marburg-Kirchhain-Frankenberg-Vöhl erst im Spätjahr 1886 in das Rennen, war er doch zunächst für ein Mandat im Wahlkreis Kassel-Melsungen vorgesehen gewesen.
Wegen der Weigerung der lokalen Zeitungen, Wahlkampfanzeigen abzudrucken, gründete er in Marburg das Propagandablatt Reichs-Herold und baute auch einen gleichnamigen Verlag auf.
Anfragen zu Reproduktionen in hoher Auflösung und druckfähige Vorlagen erhalten Sie von der unter Bestand/Sign. genannten Einrichtung.