Der Marburger Philosophieprofessor Hermann Cohen vertrat die Gegenposition zu den herabsetzenden Einschätzungen des Talmuds. Obwohl er von Hause aus kein Religionswissenschaftler war, befähigten ihn ausführliche Studien jüdischer Glaubensschriften in seiner Jugend und die Anwendung wissenschaftlicher Methoden und Standards als Gutachter in dieser Frage. Obwohl er zu Beginn seiner Ausführungen betonte, kein Fachmann für jüdische „Alterthumswisenschaft“ und Dogmatik zu sein, erkannte er seine Zuständigkeit: „Dennoch habe ich geglaubt, in diesem Falle durch sorgsame Arbeit zu Wort und Eid mich rüsten zu sollen; und ich denke, daß ich hierbei auch meinem Amte diene. Denn der Wahrheit die Ehre zu verschaffen, insbesondere auch den geschichtlichen Wahrheiten auf dem Gebiete der Ideen, das hat zu allen Zeiten als Sache der Philosophie gegolten. Und die Kriterien für die Gewißheit der menschlichen Überzeugungen hat die Philosophie aufzustellen und gegen die Affekte des Hasses und der Liebe als die Sache der Vernunft zu vertheidigen.“
Er war zudem als ausgewiesener Bekämpfer antisemitischer Haltungen für diese Aufgabe prädestiniert.
Hermann Cohen ließ sein Gutachten später auch im Druck erscheinen.
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