Die ersten Juden, die zur Universität in ein „Dienstverhältnis“ traten, waren Rabbiner. Die ihnen zugedachte Aufgabe war es, den Studenten die „rabbinischen“ Sprachen nahezubringen.
Der erste Rabbi, der Studenten unterrichtete, war um 1700 Löw von Gosfeld. Über seinen Namen hinaus ist nichts von ihm bekannt. Besser sind wir über seinen Nachfolger unterrichtet.
Der Professor für Orientalistik Johann Schröder hatte auf einer Reise in Amsterdam den aus Metz stammenden Rabbiner Alexander Samuel kennengelernt. Wegen seiner großen Gelehrsamkeit und der Kenntnis der rabbinischen Sprachen erhielt er 1711 zunächst einen Schutzbrief auf ein Jahr, um an der Universität Marburg diese Sprachen zu lehren.
Nach einer Denunziation durch einen zum Christentum konvertierten Juden, der sich vermutlich Hoffnungen machte, an Samuels Stelle zu treten, verfügte der Landgraf 1716 seine Ausweisung. Interventionen des Professors Schröder dagegen blieben ohne Erfolg. Nur ein Jahr Aufschub bis zur definitiven Ausweisung wurde Alexander Samuel zugebilligt.
Zum Ausdruck ihrer großen Zufriedenheit und um Alexander Samuel eine Starthilfe für einen Neuanfang an anderem Ort zu geben, stellte die Philosophische Fakultät ihm angesichts der sich abzeichnenden Ausweisung ein gedrucktes Zeugnis aus.
Trotz der verfügten Ausweisung ist Alexander Samuel aber auch nach 1717 noch in Marburg nachweisbar. Auf welcher Basis dieser Aufenthalt gründete, ist den Akten nicht zu entnehmen.
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