Landgraf Philipp von Hessen an Herzog Christoph von Württemberg, mutatis mutandis Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz,. 19. April 1562 Giessen
Arthur Heidenhain, Die Unionspolitik Landgraf Philipps von Hessen 1557-1562, Halle 1890, Beilagen LVII 1562, S. 96-97
Freundtlicher lieber vetter etsc. Es ist itzo unser diener Clingelberger der aus Pariss am negstvergangen Montag den 13 ten Aprilis geritten, heut Sonnabents alhie zu Giessen bey uns ankommen, und uns angezeigt, wie e. 1. inligendt zusehen, auch seine bestellang gewiesen, darvon wir E. L. beiliegendt copien zuschicken.
Horen ganz ungerne, das sich der tumoldt in Franckreich also zutregt, denn wir sorgen, das es Franckreichs verterben sein werde. So auch die papisten recht behalten, es ein anlass geben, das gegen die teutsche nation auch also gehandlet werden mochte.
Darumb deucht uns vors erste nutz und gut sein, das e. l. und der pfaltzgrave Churfurst furderlich Irer verstendigen rethe etzliche uffs eilendeste in Franckreich schicken, sich in underhandlung ein-zulassen zwischen dem konnige zu Frankreich und derselben parthei, und dem prinzen von Conde, Admiral, und den andern, ob gott gnade wolt geben das durch solliche underhandlung mocht das blut vergiessen verkommen und die sachen vertragen und gestilt werden, das der prinz von Conde, der Admirall und andere wieder zu gnaden uffgenommen, und das Evangelium nicht ausgereutet; da thetten e. 1. ein gross gut werk an, welch ohne zweivel gott hundert-fettig belohnen wirdet. Wollen e. 1. nun, dass wir auch einen mit-schicken solten, welchen platz uns dann e. 1. anzeigen, da wollen wir denselbigen hin verordnen.
Darbeneben bedunkt uns gut sein das das kriegsvolk aus teutscher nation dem pappistischen theil nicht zugelassen, sondern verhindert werde, sovil muglichen; auch an den Rein fahren und andern orten sovil mnglichen verkommen werde, das das teutsche kriegsvolk da nicht hienein in Franckreich kommen muge. Bitten hierauf E. L. furderliche antwort und freuntliches bedenken, dann wir nit gemeint sein, den unsern zuvergonnnen wider die lehr des Evangelii, die auszureuten, zudienen. Euer L. freuntlichen zudienen etsc.
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