LUTHER und EUROPA
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Auszug aus einer Übersetzung des ursprünglich auf Latein verfassten Briefes, veröffentlicht in: Luther, Martin, 1483-1546. Dr. Martin Luthers sämmtliche Schriften. Neue rev. Stereotypausg., 1880-1910 St. Louis (Digitalisierte Version).
"Des Joh. Frobenius, Buchbruders zu Basel, Brief an Luther, in welchem er ihm den starken Abgang seiner Schriften nach Frankreich, Spanien, Italien, Brabant und England kundthut, und zugleich das günstige Urtheil des Cardinals von Sitten im walliser Lande über ihn und die damals noch zukünftige Leipziger Disputation mit Eck beifügt. Den 14. Febr. 1519.
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Johann Frobenius wünscht Martin Luther Heil!
1. Mich hat Blasius Salmonius, ein Buchhändler zu Leipzig, auf der letzten Messe zu Frankfurt mit einigen von euch verfertigten Büchlein beschenkt, welche ich, weil sie durch das Urtheil aller Gelehrten gutgeheißen werden, alsbald nachgedruckt habe. Sechshundert Exemplare haben wir nach Frankreich und Spanien gesendet. Und nun werden sie zu Paris verkauft, auch von den Theologen der Sorbonne gelesen und gebilligt, wie unsere Freunde uns versichert haben. Es haben auch daselbst einige Gelehrte gesagt, sie hätten schon lange gewünscht, daß die, welche die heilige Schrift behandeln, sich solcher Freiheit bedienen möchten.
2. Auch hat der Buchhändler zu Pavia, Calvus, ein sehr gelehrter und wissenschaftlichter Mann, ein gut Theil solcher Büchlein nach Italien bringen lassen, und will sie in allen Städten ausstreuen. Denn er sucht nicht sowohl Gewinn davon, als vielmehr der wieder aufkommenden Gottseligkeit aufzuhelfen, und sie, so viel möglich, zu befördern. Er hat versprochen, von allen gelehrten Männern in Italien kurze Lobsprüche, die sie euch zu Ehren gemacht haben, herauszuschicken; so sehr ist er euch und der Sache Christi, der ihr euch mit so großer Standhaftigkeit, so männlich und redlich annehmt, gewogen.
3. Ihr wundert euch vielleicht über unsere Ausgabe eurer (Augsburgischen) Handlungen, weil nämlich dieselbe theils mit der Wittenbergischen übereinkommt, theils aber davon abgeht. Aber vernehmet, was die Ursache davon sei. Es hat mir einer meiner guten Freunde eure dem Cardinal (Cajetan) gegebene Antwort von Augsburg zugeschickt. Diese mußte gedruckt werden, weil Calcus, als er von Nürnberg zurückkam, nur einen einzelnen Bogen von der Wittenbergischen Edition mitgebracht hatte, und zwar den ersten, den ich denn sogleich, wie er war, abgedruckt habe, und das Uebrige, das mir von Augsburg zugeschickt worden war, angehängt. Nun ich aber durch den Blasius ein Exemplar der Wittenbergischen Ausgabe bekommen habe, will ich, sobald es möglich ist, das, was in der meinigen fehlt, dazuthun. Denn, wie ich vernehme, si hat es den Gelehrten wohlgefallen, was ihr zum Schluß von dem Zwang der Decrete angehängt habt.
4. Außerdem habe ich auch eure Bücher nach Brabant und England gesandt. Von der Replik des Silvester habe ich nur dreihundert Exemplare gedruckt. Die Gelehrten halten dafür, die thäte euch keinen Schaden. Hier hält jedermann, je nachdem er gut ist, auch auf euch große Stücke. Sonderlich ist euch unser Bischof sehr gewogen, wie auch sein Weihbischof, der Bischof von Tripoli. Da ich dem Cardinal zu Sitten eure Arbeiten angeboten hatte es er sogleich gesagt: Luther, du bist in der That luther [lauter]. Neulich hat ihm jemand Ecks Sätze zugeschickt, und hinzugefügt, er wolle bald Nachricht von dem Sieg mitbringen, welchen Eck zu Leipzig über die neuen Lehren davontragen würde. Darauf hat der Cardinal geantwortet: Eck mag disputieren, so viel er will, Luther schreibt die Wahrheit.
5. Meine Exemplare sind bis auf zehn alle verkauft, und ich habe noch niemand bei irgend einem Buche glücklicheren Verkauf erfahren, Das Neue Testament, welches Erasmus sehr sorgfältig übersehen hat und mit starken Zusätzen vermehrt, gediente ich mit der Hülfe Gottes binnen zehn Tagen zu vollenden. Gehabt euch wohl, ehrwürdiger Vater. Basel, den 14. Febr. 1519."
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