Dokument 1
Über die Ursachen der Niederlage äußerte sich Major Erich Frhr. von dem Bussche im Auftrag der OHL vor den Parteiführern des Reichstages am 2.10.1918
Urheber
Major Erich Frhr. von dem Bussche (1878 -1957)
Datum
02.10.1918
Bestand/Sign.
Amtliche Urkunden zur Vorgeschichte des Waffenstillstandes 1918, hg. vom Auswärtigen Amt und vom Reichsministerium des Innern, Berlin 1928, S. 66ff.
1.1. Das Ende des Kaiserreichs und die machtpolitischen Grundlagen der Republik
Die Frage, wer für den verlorenen Krieg die Verantwortung zu tragen habe, spielte in den innenpolitischen Auseinandersetzungen der Weimarer Republik eine zentrale Rolle. Ende September 1918 mußte die Oberste Heeresleitung (OHL) eingestehen, daß der Krieg militärisch nicht mehr zu gewinnen war. General Ludendorff wies die Schuld der politischen Linken zu, die einen „Dolchstoß" in denRücken der kämpfenden Truppe geführt habe.
Über die Ursachen der Niederlage äußerte sich Major Erich Frhr. von dem Bussche im Auftrag der OHL vor den Parteiführern des Reichstages am 2.10.1918
:... Unsere Truppen haben sich in überwiegender Zahl vortrefflich geschlagen und Übermenschliches geleistet. Der alte Heldensinn ist nicht verlorengegangen. Die feindliche Übermacht hat die Truppe nicht erschreckt. Offiziere und Mann wetteiferten miteinander. Trotzdem mußte die Oberste Heeresleitung den ungeheueren schweren Entschluß fassen, zu erklären, daß nach menschlichem Ermessen keine Aussicht mehr besteht, dem Feinde den Frieden aufzuzwingen.
Entscheidend für diesen Ausgang sind vor allem zwei Tatsachen: die Tanks. Der Gegner setzte sie in unerwartet großen Mengen ein. Wo sie ... überraschend auftraten, waren ihnen häufig die Nerven unsrer Leute nicht mehr gewachsen. Dort brachen sie durch unsre vordersten Linien durch, bahnten ihrer Infanterie den Weg, erschienen im Rücken, erzeugten örtliche Paniken und brachten die Gefechtsführung durcheinander ... lediglich aus den Erfolgen der Tanks sind die hohen Gefangenenzahlen, die unsre Stärken so empfindlich herabsetzten und einen schnelleren Verbrauch der Reserven, als bisher gewohnt, herbeiführten, zu erklären. Dem Feind gleiche Massen deutscher Tanks entgegenzustellen, waren wir nicht in der Lage. Sie herzustellen, ging über die Kräfte unsrer aufs äußerste angespannten Industrie, oder andre, wichtigere Dinge hätten liegen bleiben müssen.
Restlos entscheidend ist die Ersatzlage geworden ... Der Feind ist durch die amerikanische Hilfe in der Lage, seine Verluste zu ersetzen. Die amerikanischen Truppen als solche sind nicht von besonderem Wert oder gar den unsrigen überlegen. Wo sie durch Masseneinsatz anfänglich Erfolge erzielten, wurden sie trotz ihrer Übermacht abgewehrt. Entscheidend wurde aber, daß sie weite Frontstrecken übernehmen konnten und dadurch dem Engländer und Franzosen die Möglichkeit gaben, einige kampfgewohnte Divisionen freizumachen und sich fast unerschöpfliche Reserven zu schaffen. Bis jetzt reichten unsere Reserven aus, um die Lücken zu füllen... Nun gehen unsere Reserven zu Ende.
Amtliche Urkunden zur Vorgeschichte des Waffenstillstandes 1918, hg. vom Auswärtigen Amt und vom Reichsministerium des Innern, Berlin 1928, S. 66ff.
Bearbeiter: Ne — URL dieses Dokuments: http://www.digam.net/index.php?doc=2321
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