Gründung und Betrieb des Franziskus-Hospitals in Marburg, 1228-1231
Nach dem Tode von Landgraf Ludwig IV. von Thüringen kam es zu Vermögensstreitigkeiten zwischen seiner Witwe Elisabeth und ihren Schwägern, den Landgrafen Heinrich Raspe IV. und Konrad von Thüringen. Elisabeth wollte ihre Witwengüter, die sie von ihrem Gatten bei der Eheschließung zu lebenslänglichem Nießbrauch erhalten hatte, für ihre karitativen Tätigkeiten einsetzen. Ihre Schwäger befürchteten dadurch erhebliche Verluste für das Gemeinschaftsvermögen ihrer Dynastie. Nach längerem Hin und Her einigten sich die streitenden Parteien unter Vermittlung des Magisters Konrad dahingehend, daß Elisabeth gegen eine Abfindung von 2000 Mark Silber und den Nießbrauch von Grundstücken in Marburg an der Lahn auf sämtliche Ansprüche an ihre Schwiegerfamilie verzichtete. Im Sommer 1228 siedelte Elisabeth nach Marburg über und gründete dort auf dem ihr zugewiesenen Grund und Boden ein dem Hl. Franz von Assisi geweihtes Hospital, in dem sie sich mit wenigen Helfern persönlich der Pflege von alleinstehenden Kranken und Bedürftigen widmete. In der Aufopferung für andere glaubte sie die Vervollkommnung ihrer eigenen Seele erlangen zu können. Magister Konrad suchte dieses Streben dadurch zu fördern, daß er Elisabeths unmittelbares Umfeld auf drei Personen reduzierte und streng darüber wachte, daß die junge Witwe weder ihre Gesundheit durch unvorsichtigen Umgang mit Seuchenkranken noch das ihr verbliebene Vermögen durch übermäßiges Almosenspenden ruinierte. Für die Sicherung des wirtschaftlichen Fortbestandes des Franziskus-Hospitals war die Verleihung zweier päpstlicher Privilegien von herausragender Bedeutung. Papst Gregor IX. gewährte 1229 allen Christgläubigen, die am Festtag des Hl. Franz von Assisi und in der Woche danach das Hospital besuchten, einen Sündenablaß. 1231 übertrug derselbe Pontifex dem Hospital die Patronatsrechte an sämtlichen Marburger Gotteshäusern.
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