Landgraf Philipp von Hessen an Kurfürst August von Sachsen, 30. August 1561
Unser freundtlich dienst u. s. w. Was der prinz vom Conde [Condé] an uns geschrieben und darbey werben lassen, und wir ime daruf geantwortet, fertigen wir euer lieb hirbey zu. Weiter so ist uns auch zukommen ein schreiben von dem von Gwisse [Guise], darin er uns mitgeschickt hat, was er an den pfalzgraven Churfursten geschrieben, wie euer Lieb solchs beiliegendt zusehen; das alles wir dann mit vleis gelesen, und wie es uns ansieht, so mochten viellicht sie von allen theilen underhandlung leiden; bedeuchte uns darumb gut sein, so es euer Lieb gefiele, das der pfalzgrave Churfurst, E. L., Wurtenberg und wir, auch wer mehr darzu willig were, und in der eil neben uns darzu zuvermugen, ein stadtliche botschaft in Franckreich schickten, und liessen zwischen inen handlen, das sie mit ain vergleichen werden mochten:
Erstlichen, der religion halben, uff ein sollichen weg, weil der hern und des adels und der hauf des gemeinen mans so gross in Franckreich, das sie bey irer religion plieben, und die pappisten auch bey irer religion gelassen wurden, uff solliche und dergleichen mittel, wie der pfalzgrave Churfurst, E. L. und Wurtenberg dem weiter nachzudenken haben.
Weiter, das man auch die heuser kondt mit ein vergleichen, nemblich das haus Borbon [Bourbon], als den konnig von Navarra, und sein bruder, den von Conde und das haus Gwisse [Guise], und die zu freundtlicher einigkeit pringen; dann wir besorgen warlich, wo nicht furderlich darzu gethan, das da ein grosses civile bellum angehen werde, und solten die pappisten oben liegen, was nachteil keunftiglichen (s.) den teutschen fursten und sollicher teutschen nation daraus ervolgen wurde, haben euer Lieb zubedenken. Solt dann der dritt mann darzu kommen und sich dar in mengen, und in dem zank ganz Franckreich oder ein gross stuck darvon einbekommen, was schadens und nachteil der teutschen nation daraus ervolgen, auch der religion halben keunftiglichen zu niddertruckung der freien christlichen lehr ervolgen wurde, haben euer Lieb aus hohem verstand zubedenken.
Deshalben so were unser bedenken, das man solliche botschaft in Franckreich schickte, nit sie zuermanen, was confession, als der Augspurgischen Confession oder calvinischen sie sein selten oder abstehen, sondern des nichts gedacht und allein dahin gehandlet wurde, das der theil bey seiner religion pliebe und der ander theil so pappistisch auch bey seiner religion gelassen wurde, und kein theil den andern beschwerte, und die obgemelten heuser verglichen, wilchs uns gar christlich und gut vorzunehmen ansicht. Was nun E. L. hirin, sovil die schickung betrifft, gefellig, das wollen euer Lieb uns zuerkennen geben.
[Copie.]
Originaldokument in HStAM, Bestand 3, Nr. xxx. Gedruckt bei Arthur Heidenhain, Die Unionspolitik Landgraf Philipps von Hessen 1557-1562, Halle 1890, S. 82-83
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